Wurzelbehandlung 

Der Begriff Wurzelbehandlung steht seit Jahrzehnten für Höllenpein, Folter, Alptraum und Schweißausbruch und ist deshalb in erster Linie irreführend.

Wann und wie kommt es zu einer Wurzelbehandlung?

 Genaugenommen müßte es eigentlich Wurzelkanalbehandlung heißen, da nicht die Wurzeln selber, sondern die darin verlaufenden Kanäle behandelt werden.

Jeder Zahn hat entweder eine, zwei oder drei Wurzeln. In jeder dieser Wurzeln können sich wiederum ein oder zwei Kanäle befinden, in denen die Nerven und Blutgefäße entlanglaufen, die den jeweiligen Zahn am Leben erhalten.

Jetzt kann es passieren, daß der Zahn langsam immer dunkler wird oder in kürzester Zeit höllisch weh tut. Das bedeutet nichts anderes, als daß der Zahn abstirbt. Dies wird entweder durch ein Trauma (Unfall, ständige Fehlbelastung), oder durch Eindringen von Bakterien (Entzündung) hervorgerufen. Das Absterben eines Zahnes kann mit starken Schmerzen verbunden sein, muß aber nicht.

Ob jetzt mit oder ohne Schmerzen bedeutet es nichts anderes, als daß das Nervengewebe und die Blutgefäße im Wurzelkanal zerstört werden und damit nicht mehr in der Lage sind, ihre lebenserhaltende Funktion wahrzunehmen.

Zerstörtes und abgestorbenes Gewebe muß entfernt werden, weil es einen ständigen Herd für immer wieder aufkeimende Entzündungen darstellt. Der Körper reagiert insofern auf diesen Entzündungsherd, als das er ihn abkapselt und abstößt: 

Wir würden in kürzester Zeit diesen Zahn verlieren!

 

Und genau das will man mit einer Wurzelbehandlung verhindern.

  • Bei der Wurzel(-kanal)behandlung wird das infizierte oder zerstörte Gewebe aus dem Inneren und den Kanälen des Zahnes entfernt. Anschließend werden die Wurzelkanäle soweit aufgebohrt und desinfiziert, bis man sicher sein kann, alle Gewebsrückstände und entzündlich veränderten Strukturen beseitigt zu haben. Wenn die Kanäle auf diese Weise gereinigt worden sind, werden sie mit einem speziellen Material (Guttapercha) bakteriendicht verschlossen. So wird verhindert, daß es zu einem erneuten Eindringen von Bakterien (Entzündung) kommt.

  • Durch die Wurzelbehandlung können Zähne erhalten werden, die sonst entfernt werden müßten. Obwohl der Zahn selber tot ist, wird er von dem umgebenden Gewebe soweit ernährt, das er nicht verloren geht.

  • Auch wenn es die wildesten Horrorgeschichten über die Wurzelbehandlung gibt, ist mit den uns heute zu Verfügung stehenden Mitteln eine schmerzfreie Behandlung die Regel.

  • Bei einem Frontzahn dauert die erste Behandlung ca. eine halbe Stunde, bei einem Seitenzahn ca. eine Stunde. Für jede weitere Behandlung muß mit einer halben bis einer Stunde gerechnet werden.

  • Teilweise läßt sich die Therapie mit einer Behandlung abschließen. Abhängig vom Grad der Infektion können aber auch 2–3 Behandlungen notwendig werden.

  • Das Reinigen und Füllen der Wurzelkanäle kann für ca. 1-2 Tage eine Entzündung der umliegenden Gewebe verursachen. Dies äußert sich durch Aufbißschmerzen oder auch Dauerschmerzen direkt im Anschluß an die Behandlung. Mit Schmerztabletten lassen sich diese Beschwerden im allgemeinen ganz gut kontrollieren. Sollten die Schmerzen länger als eine Woche anhalten oder sind die Beschwerden sehr stark, setzen Sie sich bitte mit Ihrem Zahnarzt in Verbindung.

  • Nur in wenigen Fällen ist dies nicht möglich. So zum Beispiel, wenn der Zugang zu einem Wurzelkanal nicht auffindbar ist, oder die Wurzelkanalverhältnisse eine richtige Reinigung und Füllung nicht zulassen.

  • Wie bei allen Erkrankungen im menschlichen Körper kann auch bei dieser Behandlung keine Garantie auf Erfolg gegeben werden. Aus zum Teil unbekannten Gründen kann es zu Heilungsproblemen kommen. Auch wenn es nicht gelingt, die Infektion im Zahninneren vollständig zu beseitigen, kann die Behandlung fehlschlagen. Teilweise kann eine Wiederholung der Behandlung oder die Entfernung der Wurzelspitze (Wurzelspitzenresektion) notwendig werden. Wenn all diese Maßnahmen fehlschlagen, muß der Zahn gezogen werden.

  • Die einzige Alternative zur Wurzelbehandlung besteht in der Entfernung des betroffenen Zahnes. Dies zieht häufig Folgeprobleme wie Zahnwanderungen anderer Zähne, Bißlageverschiebungen, kosmetische Probleme und aufwendigere Zahnersatzlösungen nach sich.

  • Bei sorgfältiger Pflege und laufender Kontrolle des Zahnes gibt es heute keine Einschränkung mehr bezüglich der Lebensdauer.

  • Ein wurzelbehandelter Zahn wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt und wird dadurch spröde. Damit steigt die Frakturgefahr des Zahnes drastisch. Um dies zu verhindern sollte er deshalb nach der Wurzelbehandlung mit einem Stiftaufbau und einer Krone versorgt werden.

    Mit den heutigen Erkenntnissen und technischen Errungenschaften ist es möglich geworden, der Wurzelbehandlung ihren Schrecken zu nehmen. Nicht nur die schmerzfreie Behandlung sondern auch Zeitaufwand und Erfolgsaussichten kommen vor allem dem Patienten zugute.